Die langen Schatten der Geschichte

Das Gesprächsangebot richtet sich an alle, die sich mit ihrer Familiengeschichte beschäftigen wollen - und dabei auf den Zweiten Weltkrieg, auf Nationalsozialismus und Vertreibung stoßen. Zunächst wird es darum gehen, die Familiengeschichte erst einmal zu rekonstruieren. Welche Personen, Orte und Ereignisse sind für die Familiengeschichte relevant? Welche Erzählungen sind historisch verbürgt und wo findet man weitere Informationen?
Jenseits der Rekonstruktion der Fakten wird es jedoch auch darum gehen, sich mit den Erzählungen selbst zu beschäftigen. Welche Muster des Sprechens (oder Schweigens) über die NS-Zeit, über Krieg und Bomben herrsch(t)en in der Familie vor und welche Funktion erfüllt(e) dies? Sind diejenigen Familienmitglieder, die Nationalsozialismus und Krieg noch erlebt haben, als Täter, Mitläufer oder Opfer anzusehen und was bedeutet dies für mein Verhältnis zu ihnen?
Schließlich wird danach zu fragen sein, welche Auswirkungen das Sprechen/das Schweigen der Eltern oder Großeltern über Krieg und Tod, über Hunger, Flucht und Vertreibung auf das eigene Leben hat. So wird in der Forschung in jüngster Zeit intensiv über intergenerationale Transmissionsprozesse von Kriegserfahrungen diskutiert, darüber also, ob und wie die traumatischen Kriegserlebnisse auf die nächste und übernächste Generation übertragen wurden, also auch auf diejenigen, die zwischen 1960 und 1975 geboren wurden: die sogenannten Kriegsenkel. Die Kriegsenkel haben, so die Annahme, die Ängste ihrer Eltern gleichsam geerbt, leiden unter den Verlust- und Mangelerfahrungen, ohne den Krieg selbst erlebt zu haben. Wirken also Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg bis heute fort und wie ließe sich mit diesem Erbe umgehen?


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